Ich sag es gleich vorneweg: dieser Tag fing nicht gut für mich an. Und das, obwohl ich letzte Nacht recht ruhig in meiner Besenkammer geschlafen habe: Der Schrubber hat nicht geschnarcht, der Eimer hat seine süßen Träume mal nicht gleich wieder in Form von schlüpfrigen Kommentaren ausgeschüttet und der neue Staubsauger hat sich von seiner ersten Beutel-Transplantation erholt. Beste Voraussetzungen also für meinen heutigen Einsatz auf dem Parkett mit Lisa, meiner Traum-Putzfrau. An ihrer Seite fliege ich über den Boden, drehe auch in der verstecktesten Ecke meine Pirouetten und schwinge im Rhythmus cleaner Klänge meine schmalen Hüften über den Dancefloor – pura Salsa y pasión! Ich bin übrigens Max, der Mopp. Und wie schon erwähnt: heute ist nicht mein Tag!
Behutsam blättert die Farbe
Gleich nachdem mich Lisa heute Morgen geweckt hatte, war alles anders, als sonst. Meine Besitzerin war nämlich noch zuhause und strahlte wie der Sonnenaufgang an einem sehr heißen Juli-Sonntag in der Toscana. Den Grund dafür erblickte ich subito, und zwar in Form riesiger Farbkleckse auf dem Parkett. Rot, Blau und ein undefinierbares Farbgemisch aus angesagten Grünnuancen tummelte sich genau da, wo Lisa und ich noch vor wenigen Tagen den HappyMaids-Walzer getanzt hatten – eng aneinandergeschmiegt. Daraus würde heute nichts werden. Dafür dekorierte ein Gemälde aus eben genannten Couleurs die Wand zwischen Kommode und Sofa – an die ich mich bislang während einer kurzen Tanzpause auch mal gerne ungestört angelehnt habe.
Und heute? Stellt mich Lisa einfach neben der Besenkammer ab und hat nur noch Augen für den Fleckenteppich. Behutsam bearbeitet sie ihn zunächst mit einer ultrafeinen Klinge. Der erste Hauch von Farbe blättert leise ab. Danach radiert sie sanft mit einem Schmutzradierer die Farbereste ab, um dem empfindsamen Parkettboden anschließend „sauber“ vorzubereiten für den finalen Glanz-Jive.
Rock ‘n Roll mit Überschlag
Doch bevor es soweit ist, kommt Lisa doch noch zu mir. Allerdings nur, um mich auf die andere Seite der Türe zu verlagern. Spätestens jetzt weiß ich, dass ich heute nicht aufgefordert werde, denn: it`s time for Rock ‘n Roll. Heißt: Lisa geht auf die Knie und rockt den Raum, indem sie den Schwamm erst einmal im flotten Takt über die Sockelleisten groovt. Und dann: Grande Finale. Mit gekonnter Technik setzt sie an und poliert im Überschlag Quadratmeter für Quadratmeter unseres Tanzbodens. Eine glanzvolle Nummer. 10 Punkte gibt die mittlerweile ebenfalls aufgewachte Jury aus Schrubber, Eimer und Staubsauger. Der Boden glänzt. Lisa strahlt. Zum Abschluss nimmt sie mich doch noch sanft in den Arm und dreht mich einmal um die eigene Achse. Ein kleiner, schwacher Trost.
Gut, dass Lisa morgen wieder kommt. Dann ist alles wie immer. Sie wird mich im oberen Drittel der Stange sanft halten, schwungvoll in 8er-Linien führen und sich auf keinen Fall krampfhaft an mir festklammern. Frei und doch gemeinsam werden wir im Dreiviertel-Takt über den Boden tanzen: me and my HappyMaid.